Politisches Selbstverständnis

Der Blog konservative revolution. ging im April 2018 online. Der aufmerksame Leser wird jedoch bemerkt haben, dass die auf ihm veröffentlichten Artikel z. T. schon älteren Datums sind: All diese sind zuvor auf dem Vorgänger-Blog erschienen, den der Autor dieser Zeilen bis zu eben jenem Monat betrieben hat (einige Texte wurden zudem auch auf anderen Blogs bzw. in Magazinen und Zeitschriften zweit- bzw. drittveröffentlicht).

Jener Vorgänger-Blog wurde inzwischen geschlossen und durch konservative revolution. ersetzt, um einen weltanschaulich konsistenteren Rahmen zu gewährleisten. Unter den besagten älteren Artikeln finden sich zudem auch mehrere Texte, die sich thematisch in einem nur indirekt politischen, ansonsten eher mikrosoziologischen Rahmen bewegen. Da diese jedoch mit der Schließung des Vorgänger-Blogs nicht dauerhaft verloren gehen sollten, wurden sie mit hierhin übernommen und sind somit weiterhin für entsprechend interessierte Leser zugänglich.

Das Spektrum der Texte ist groß, wie der Untertitel des Blogs deutlich macht: Neben Texten aus den Feldern der Soziologischen Theorie, der Politischen Theorie und der Politischen Philosophie finden sich hier auch Artikel, Aufsätze und Essays aus den Bereichen der Rechtssoziologie und der Rechtsphilosophie, des Verfassungs-, Staats- und Verwaltungsrechts, der Staats- und Gesellschaftstheorie und der Metapolitik sowie systemkritische Texte mit dem Anspruch einer politischen Vision und Utopie, stellenweise auch politische Prosa und spirituelle, paganistisch-unitarische Abhandlungen.

Dieser Blog will also thematisch und programmatisch "hoch hinaus": Er versteht sich als politische Ideenwerkstatt unter dem Banner dessen, was im Folgenden dargelegt wird - ganz im Sinne einer virtuellen Quelle der Inspiration für eben jene Avantgarde, welche auch zu einer (von den Massen getragenen) Konservativen Revolution zwingend dazugehört und welche sich als eine kollektiv sinnstiftende, politische und geistige Elite (wohlgemerkt: nicht als Geld-Elite!) versteht, die eben diese Revolution vorantreibt.

Konservative Revolution

Der Begriff der Konservativen Revolution enthält sowohl einen Vergangenheits- als auch einen Gegenwartsbezug: In der Vergangenheit bezeichnete er eine ganze Gruppe durchaus heterogener konservativer, "rechter" Perspektiven, die sich im Besonderen zu Zeiten der Weimarer Republik herausbildete. Aber auch in der Gegenwart ist eine konservative Revolution quer durch Europa zu beobachten: Sei es die AfD in Deutschland, der Rassemblement National (RN) in Frankreich, die FPÖ in Österreich, die Fratelli d'Italia in Italien, der Vlaams Belang in Belgien, die PVV in den Niederlanden, Victor Orbans Fidesz in Ungarn, die Schwedendemokraten, die Fortschrittspartei in Norwegen, die Dänische Volkspartei, die PS in Finnland, Vox in Spanien, die "Querfront" durch Syriza in Griechenland, der Brexit und die skeptische Haltung zur EU - der europäische Wandel zeigt sich in einer Weise, der noch vor wenigen Jahren kaum denkbar gewesen wäre. Im Begriff der Konservativen Revolution vereinen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Gleichwohl gilt: Präzise ist der Begriff nicht. Die politischen Assoziationen, die sich durch ihn ergeben, können recht unterschiedlicher Natur sein, ebenso wie sich auch die Ansätze, die ihm zu Weimarer Zeiten zuzurechnen waren, teils in einem nicht immer geringen Maße voneinander unterscheiden. Nicht die einzige, aber eine besondere und primäre Quelle der Inspiration ist in diesem Zusammenhang die Staatstheorie Carl Schmitts (die faktisch auch eine Gesellschaftstheorie ist). Auch das teils bereichernde, teils aber auch problematische Wirken von eigenwilligen Denkern wie Ernst Niekisch und Karl Otto Paetel findet in diesem Rahmen Beachtung und kritische Würdigung, ebenso wie auch die im Gegensatz dazu "orthodoxer" gelagerte, politisch-spirituelle Ideenwelt des Julius Evola positiv aufgegriffen wird. Auch die politischen Ideen Ernst Jüngers, Oswald Spenglers und Arthur Moeller van den Brucks bilden für diesen Blog eine stetige Inspiration.

Sozialismus und Anti-Imperialismus

An dieser Stelle wird bereits deutlich, dass sich die weltanschauliche Verortung dieses Blogs nicht bei einer Rahmung durch den Begriff der Konservativen Revolution erschöpft, sondern dass sich die hier publizierten Inhalte außerdem stets in die ehrgeizige Zielsetzung eines besseren, eines echten anti-imperialistischen Sozialismus einordnen, der sich dabei selbstverständlich dezidiert und klar genauso von den misslungenen stalinistischen und "realsozialistischen" Experimenten abgrenzt wie vom Trotzkismus sowie vom sozialdemokratisch-reformistisch geprägten "demokratischen Sozialismus". Ein solcher, besserer und echter Sozialismus wird sich zugleich ausdrücklich nicht als marxistisch (und daher auch nicht als materialistisch) verstehen, genauso wie er sich im Zuge des ihm innewohnenden Grundsatzes des Ethnopluralismus natürlich auch von jeglichem globalistisch-homogenisierenden (Neo-)Liberalismus strikt abgrenzt. Abzugrenzen ist er aufgrund des ihm stets inhärenten, anti-imperialistischen Befreiungsnationalismus auch vom marxistischen Prinzip des Internationalismus, wobei er trotzdem immer auch die Solidarität der Völker und Nationen in ihrem gemeinsamen Kampf gegen kapitalistische Ausbeutung, Unterdrückung und Imperialismus befürwortet und fördert.

Eine wichtige Inspiration an dieser Stelle bietet hierbei stattdessen das 2002 eingestellte und 2019 wiederbelebte Magazin Wir selbst - Zeitschrift für nationale Identität, welches in den 80er Jahren sowohl gegen die Westbindung der BRD und den US-Imperialismus als auch gegen die "realsozialistische" DDR und den UdSSR-Imperialismus und für einen besseren, echten und eigenständigen, wahrhaft anti-imperialistischen und ökologischen Sozialismus in einem wiedervereinigten, blockfreien und vollständig souveränen Deutschland eintrat (die nachträgliche Lektüre der alten Ausgaben von Wir selbst ist übrigens hier möglich und sei dem interessierten Leser hiermit ausdrücklich ans Herz gelegt). Eine Forderung, die - vom Untergang der Sowjetunion und der DDR abgesehen - letztlich auch heute noch nichts an Aktualität und an Berechtigung eingebüßt hat, weswegen auch sie einen dauerhaften roten Faden dieses Blogs bildet.

Nationalrevolutionäre

Getragen wurde diese Position von Aktivisten wie Henning Eichberg (verstorbener Professor für Sport- und Kultursoziologie an der Universität von Süddänemark), Herbert Ammon (Studienrat a. D. und ehem. Dozent für Soziologie und Geschichte am Studienkolleg für ausländische Studierende der FU Berlin und heute Autor der Jungen Freiheit), Peter Brandt (emeritierter Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Fernuniversität Hagen und ältester Sohn Willy Brandts), Theodor Schweisfurth (emeritierter Professor für Öffentliches Recht und Völkerrecht an der Europa-Universität Viadrina), Tilman Fichter (ehemaliger Referent für Schulung und Bildung beim SPD-Bundesvorstand und früherer SDS-Landesvorsitzender von West-Berlin), Rolf Stolz (Mitbegründer und ehemaliges Bundesvorstandsmitglied der Grünen und heute Autor für Junge Freiheit und Compact), Bernd Rabehl (pensionierter Dozent für Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin), Alfred Mechtersheimer (ehemaliges Grünen-MdB), Wolf Schenke (verstorbener Journalist und Herausgeber der Zeitschrift Neue Politik), Wolfgang Venohr (verstorbener Journalist und Chefredakteur von Stern TV) und Rudi Dutschke (verstorbener 68er-Studentenführer und APO-Sprecher), die sich allesamt in eine zumeist als "nationalrevolutionär" bezeichnete Stoßrichtung einordnen lassen, welche bereits zu Zeiten der Weimarer Republik als eine Strömung eben jener oben genannten Konservativen Revolution entstanden war (eine notwendige Klärung des Begriffes der "Revolution" ist hier zu finden). Innerhalb dieser standen insbesondere Ernst Jünger, Ernst Niekisch, Karl Otto Paetel, Oswald Spengler und Arthur Moeller van den Bruck für nationalrevolutionäre Ideen bzw. für einen "preußischen" oder "deutschen Sozialismus".

In den 80er Jahren waren die Nationalrevolutionäre besonders bei den - damals noch wirklich revolutionären - Grünen und in der SPD sowie in der Friedensbewegung und der Anti-Atomkraft-Bewegung zu finden. Eine Flamme, die heutzutage mal mehr, mal weniger offen auch von Akteuren wie dem Publizisten und Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer oder der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht weitergetragen wird - im ersteren Falle in radikaler, im letzteren Falle in moderater Auslegung. Auch die von Wagenknecht und ihrem Mann Oskar Lafontaine initiierte Sammlungsbewegung Aufstehen vertritt Positionen, die dieser Strömung zugerechnet werden können, was sich gerade auch in Wagenknechts Idee eines "Kreativen Sozialismus" zeigt. Innerhalb der AfD verkörpert insbesondere der Thüringer Landes- und Fraktionsvorsitzende Björn Höcke die besagte Ausrichtung - insbesondere mit seinem wichtigen Postulat eines Solidarischen Patriotismus, welches maßgeblich vom inzwischen aufgelösten parteiinternen Netzwerk Der Flügel getragen und von Sezession-Redakteur Benedikt Kaiser ausgearbeitet wurde.

Doch nicht nur in Deutschland lässt sich diese Positionierung antreffen: Auch in Russland ist sie - vor allem dank des politischen Philosophen Alexander Dugin und seines Einflusses auf Putin und dessen Partei Einiges Russland - stark vertreten; ebenso in Frankreich, wo sie sich sogar zu weiten Teilen in der Parteiprogrammatik des RN niederschlägt, stark geprägt durch den Begründer der Nouvelle Droite und Philosophen Alain de Benoist. Die teils untergegangenen, säkularen arabischen Sozialismen (u. a. der sogenannte Baathismus) lassen sich im weiteren Sinne auch hierzu zuordnen, ebenso wie der anti-globalistische Sozialismus der Volksrepublik China sowie viele untergegangene oder weiterhin bestehende Sozialismen Lateinamerikas, die als Befreiungsbewegungen allesamt wussten bzw. wissen, dass eine starke Nation das zwingende Grundfundament eines jeden Sozialismus inklusive eines jeden Anti-Imperialismus darstellt.

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