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Es werden Posts vom Oktober, 2022 angezeigt.

Sozialer Wandel – Schicksal, Evolution oder beides?

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Vortrag bei der Herbsttagung des Bundes Deutscher Unitarier am 8. Oktober 2022 Wenn man einen Soziologen fragt, was es mit „Schicksal“ auf sich hat, so müsste dieser meines Erachtens zunächst einmal erwidern: Wessen? Um wessen Schicksal geht es? Reden wir über Personen (Mikro-Ebene)? Reden wir über Gruppen und Organisationen (Meso-Ebene)? Oder reden wir über ganze Gesellschaften und ihre Teilbereiche, wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion, Kunst usw. (Makro-Ebene)? Denn all diese sozialen Systeme sind letztlich in der Lage, Entwicklung und sozialen Wandel zu erfahren, welcher dann letztlich – von ihnen oder ihrer sozialen Umwelt – als Schicksal rezipiert werden kann. Oder eben nicht. Und hier setzt die nächste Frage an, die ein Soziologe stellen muss, um „Schicksal“ zu charakterisieren: Was ist der Gegenbegriff? Ich kann nur wissen, was eine Sache genau ist, wenn ich weiß, was sie nicht ist. Wenn man von Schicksal redet, meint man zumeist so etwas wie (göttliche, gewissermaß

Entdifferenzierung III: Drei Ebenen der Entgrenzung

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Am Beispiel des Journalismus bzw. des Massenmediensystems hat Wiebke Loosen (2007) ein instruktives Modell entworfen, das – wiederum inspiriert durch andere (systemtheoretische) Beiträge zur Entdifferenzierung, auf die wir uns auch im Folgenden nochmal beziehen werden – drei verschiedene Ebenen der „Entgrenzung“, wie sie es formuliert, unterscheidet und darlegt. Ihr Fokus liegt dabei besonders auf der Frage, wie sehr und wodurch die gesellschaftliche Funktion des Journalismus durch funktionale Entdifferenzierung gefährdet wird (vgl. ebd.: 64). Dies wird uns im Folgenden nicht weiter beschäftigen. Instruktiv ist der Beitrag aber dennoch, da er das Phänomen der Entdifferenzierung auf eine Weise aufschlüsselt, die auch für die hiesige Fragestellung und insbesondere in Verbindung mit den von Schimank (2006) dargelegten Abstufungen fruchtbar gemacht werden kann. Die Begriffe „Entdifferenzierung“ und „Entgrenzung“, welche von Loosen in ihrem Beitrag beide verwendet werden, sind dabei nicht a