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"Normale Katastrophen"

Für eine andere Sicht auf Krisen Der amerikanische Soziologe Charles Perrow hat in den 80er Jahren einen risikosoziologischen Ansatz entwickelt, den er mit der Formulierung der „normal accidents“ umschrieb. Er schuf damit eine Katastrophensoziologie, die zur sozialen Systematisierung insbesondere von technischen Unfällen beitrug und zugleich die in Opposition etwa zu Ulrich Beck stehende These vermittelte, dass Unfälle und Katastrophen nicht grundsätzlich vermeidbar und daher ein Stück weit Normalzustand sind. Angesichts sowohl der „Krisen“ rund um Euro, Finanzen, Staatsschulden, Terrorismus und Atomkraft bis hin zu Migration und nicht zuletzt der „Krise der Krisen“ schlechthin, Corona, wird es Zeit, sich diese These ins Gedächtnis zu rufen und zu fragen, inwieweit sie auch außerhalb von techniksoziologischen Fragestellungen zur Anwendung kommen kann und sollte. Vier Risikokulturen In Zeiten wie diesen, in denen über die neue Hegemonie des linksgrünen Zeitgeistes auch eine Art neuer

Lob dem Vergessen

 Etwas zu vergessen, wird im Allgemeinen als etwas Negatives gesehen, als ein Defizit, ein Fehler, eine Schwäche. Die extremste Form dessen ist bei der alterstypischen Erkrankung "Demenz" erreicht, die letztlich buchstäblich im Sterben der Persönlichkeit noch vor dem Sterben des Körpers endet. Oftmals sehen wir Vergessen daher als etwas nicht Erstrebenswertes an. Nicht nur wegen seines Superlativs "Demenz", sondern auch wegen der alltagspraktischen Folgen bei kleinen Formen der "Vergesslichkeit". Und sicher: Oft genug ist Vergessen oder Vergesslichkeit (Schusseligkeit, Zerstreutheit, Verplantsein etc.) im Alltag ganz schön hinderlich. Aber ist es wirklich immer negativ? Wenn man mal genauer darüber reflektiert: Nein, nicht unbedingt. Vergessen ermöglicht Verzeihen. Wo wären wir, wenn wir an alles eine ewige Erinnerung hätten? Wir wären binnen kürzester Zeit extrem neurotisch. Wir könnten niemandem mehr einen Streit, eine falsche Bemerkung oder eine sonstig