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Es werden Posts vom Mai, 2015 angezeigt.

Suizidale Systeme – Wenn die Leitdifferenz zur Leiddifferenz wird

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Der Tod eines psychischen Systems. Die völlige und endgültige Auflösung einer System-Umwelt-Differenz – die vollständige Entdifferenzierung. Bei biologischen Systemen ist es die Regel: Jeden Tag werden welche – auch verursacht durch innere Vorgänge wie etwa Tumore – krank und sterben. Auch bei sozialen Systemen ist dies nichts Ungewöhnliches: Interaktionssysteme lösen sich jeden Tag auf, häufig auch Organisationssysteme. Selbst für Funktionssysteme der Gesellschaft – wie z. B. die Religion, das Recht oder die Politik – besteht nicht per se eine Ewigkeitsgarantie. Der Tod psychischer Systeme ist häufig die Folge des Sterbens biologischer Systeme und manchmal auch eine Folge der Auflösung sozialer Systeme (man denke etwa an Bürgerkriege in sog. „failed states“). Manchmal jedoch setzt sich ein psychisches System auch selbst ein Ende – wir nennen es dann „Selbstmord“. Doch wieso tut es das? Es folgt der Versuch einer systemtheoretisch inspirierten Erklärung. Identitätsbildend für ei

Individualitätszurechnung durch Körpermodifikation

Für Susana! In ihrem Aufsatz „Tell me what you don’t like about yourself“: Personale Identitätskonstruktion in der US-amerikanischen makeover culture im 21. Jahrhundert am Beispiel der Serie Nip/Tuck beleuchten Susana Rocha Teixeira und Anita Galuschek (2015) am Beispiel einer US-Fernsehserie, wie sich die Effekte dessen, was gemeinhin immer häufiger als Postmoderne identifiziert wird, auf Körpervorstellungen und – genauer – Körpermodifikation auswirken. Der damit einhergehende Vorgang der „beautification“ wird dabei nach Nina Degele als Kommunikationsmedium zum Zwecke der Identitätssicherung dargestellt (vgl. Teixeira / Galuschek 2015: 80). Grund genug, dieser Diagnose auch nochmal aus einer systemtheoretischen Sicht nachzugehen. Gibt es eine (psycho-)soziale Funktion der Körpermodifikation, die mit der Postmoderne in Zusammenhang steht? Das, was man makrosoziologisch gesehen unter „Postmoderne“ subsumieren kann, setzt den Menschen einem nicht geringen Druck aus. Die funkti