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Dissertation: Das Primat des Politischen im Nationalsozialismus

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Im August diesen Jahres ist online, auf der Netzseite der Universität Bielefeld, meine Dissertation veröffentlicht worden, deren Thema sich im Bereich der Soziologischen Theorie, der Politischen Theorie und der Rechtssoziologie verorten lässt. Die Doktorarbeit widmet sich der Frage, inwieweit ein eigener Entdifferenzierungsbegriff der soziologischen Systemtheorie helfen kann, ein effektives Beobachtungsinstrumentarium für die gesellschaftsstrukturellen Auswirkungen politisch und politikwissenschaftlich als totalitär beschriebener Regierungssysteme zu erlangen. Dies wird am Beispiel des Verhältnisses von politischem System und Rechtssystem im Dritten Reich untersucht. Die gesamte, 276 Seiten umfassende Arbeit kann hier aufgerufen und eingesehen werden.

Systemtheorie IV: Soziale System-Typen und System-Ebenen

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Betrachtet man den System-Begriff von einem interdisziplinären, universellen Standpunkt aus, so lassen sich die unterschiedlichsten System-Typen herauskristallisieren: Hier wäre etwa das Öko-System denkbar, biologische Systeme wie der menschliche oder tierische Körper oder Pflanzen, technische Systeme wie Computer oder Motoren, und auch psychische Systeme bzw. Bewusstseinssysteme, die jedoch aus soziologisch-systemtheoretischer Sicht für die Umwelt intransparent sind, auch wenn Kommunikation – also soziale Systeme – einen anderslautenden Eindruck erweckt. Doch diese ist eben nicht identisch mit dem psychischen System selbst. Genauere Ausführungen zu der Frage lassen sich in Luhmanns Aufsatz „Wie ist Bewußtsein an Kommunikation beteiligt?“ (vgl. Luhmann 1995) finden. Letztlich wird mit der genaueren Erörterung der oben genannten Systemtypen die fachdisziplinäre Grenze zu den Naturwissenschaften, zur Technik und zur Psychologie überschritten, weswegen sie uns im Folgenden, im Rahmen dies

Sigrid Hunkes Konzept der Verantwortungsdemokratie

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Unitarische Ethik für ein modernes Gemeinwesen Vortrag bei der Herbsttagung des Bundes Deutscher Unitarier am 16.10.2021 Der folgende Vortrag wurde inspiriert durch Sigrid Hunkes Werk „Das nach-kommunistische Manifest“, das erstmals Mitte der 70er Jahre erschien und sich im ersten Teil kritisch am Marxismus im Allgemeinen bzw. der Person Marx im Besonderen abarbeitet, ebenso wie auch an Sigmund Freud. Dem folgt dann, positiv gegenüberstellend, der „dialektische Unitarismus“ und das daraus generierte politische Konzept einer „Verantwortungsdemokratie“. Ihr Buch ist entstanden unter dem Eindruck der 68er-Studentenrevolte, weswegen es zunächst etwas „in die Jahre gekommen“ wirkt, da Hunke sich vor allem zunächst an deren Schlagworten abarbeitet. Die heutige Linke ist weitaus „subtiler“: Nicht mehr so sehr marxistisch, sondern eher linksliberal, ja neoliberal und alliiert mit einem global agierenden Kapitalismus, besonders gesteuert nicht nur von der seit 2007 krisengeschüttelten Wall St

Systemtheorie III: Strukturelle Kopplung und Irritation

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Autopoiesis, die fortlaufende Selbstreproduktion eines sozialen Systems – und damit das Fortbestehen des sozialen Systems generell –, kann es nur geben, wenn Anschlusskommunikation erfolgt, da soziale Systeme aus Kommunikation bestehen. Nimmt man diese Prämisse zur Kenntnis, so folgt daraus die Frage nach dem Wesen der Kommunikation aus systemtheoretischem Blickwinkel. Luhmann definiert sie wie folgt: „Kommunikation kommt (…) dadurch zustande, daß zwischen Mitteilung und Information unterschieden und der Unterschied verstanden wird. Alle weitere Kommunikation kann sich dann entweder auf die Mitteilung oder auf die Information beziehen; aber dies nur durch eine Anschlußkommunikation, die ihrerseits wieder die Differenz von Mitteilung und Information reproduziert“ (Luhmann 2018: 97). Die selbstbezügliche, autonome Anschlusskommunikation gewährleistet also das Fortbestehen des Systems, welches andererseits aufhören würde zu existieren. Es ist also gerade der Zustand der operativen Geschlo

Systemtheorie II: Operative Geschlossenheit, Autopoiesis, Selbstreferenz, Codierung

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Die entscheidende Unterscheidung der Systemtheorie hinsichtlich der Beobachtung der sozialen Welt ist die Unterscheidung von System und Umwelt. „Umwelt“ – als in diesem Falle soziologischer, also nicht auf Ökologie abstellender Terminus – bezeichnet dabei letztlich alles Soziale, das nicht das System ist. Erst durch diese Differenz wird das System sichtbar: „Diese Unterscheidung ist die Differenz, die ein System konstituiert. (…) Der für uns (…) wichtige Punkt besteht darin, dass das System sich mit eigenen Operationen Grenzen zieht, sich von der Umwelt unterscheidet und nur dann und nur so als System beobachtet werden kann“ (Luhmann 2004: 92). Diese letztlich nicht nur soziologische, sondern philosophische Prämisse konstruktivistischen Denkens gilt es stets mit zu bedenken, wenn der Systembegriff Luhmanns im Mittelpunkt steht: Die Beobachtung des Systems durch den Wissenschaftler oder sonstigen Außenstehenden ebenso wie die Beobachtung durch das System selbst sind stets als Vorgänge

BGE: Unsozial und wider die menschliche Natur

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Die Tücken des Bedingungslosen Grundeinkommens Eine der größten, nicht immer präsentesten, aber dennoch grundlegendsten Streitfragen des linken Spektrums ist die Frage nach dem Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE). Seine Befürworter, nicht selten aus dem eher grünen und links- bis schlicht neoliberalen – und weniger aus dem orthodox-linken – Milieu kommend, argumentieren dabei gerne von einem humanitären und zugleich utopistischen Standpunkt aus, demzufolge eine Gesellschaft den Zwang zur Arbeit grundsätzlich ablegen müsse, um echte Humanität zu erreichen. Damit einher geht letztlich die – erstaunliche – Prämisse, dass Arbeit über ihre verbindliche Natur etwas Inhumanes an sich habe. Deutlich wird hierbei, an welchen Stellen die Postmoderne die politische Linke erreicht hat: Der Drang nach Abschaffung von Verbindlichkeiten macht auch vor der Arbeit als solcher nicht halt. Wie zutiefst unsozial diese Prämisse im Kern ist, scheint dabei, abermals erstaunlicherweise, kontinuierlich ausge