Empören oder gestalten?
Wie sehr hindert es am Regieren, wenn man Politik aus Empörung betreibt? Wie sehr hindert es am Empören, wenn man Politik macht, weil man regieren will?
Der Gegensatz, oder sagen wir zumindest: die Dichotomie, von der hier die Rede ist, ist nicht nur auf der Makro-, sondern auch auf der Mikro-Ebene entscheidend, auf der psychischen Ebene. Je öfter man sich fragt, wieso man eigentlich politisch ist, wieso man eigentlich Politik machen will, desto häufiger stößt irgendwann auf diese Frage: Ist man primär gegen etwas und will man lediglich verhindern? Oder möchte man womöglich auch gestalten? Ist man politisch, weil man sich primär empört, aufregt, über jemanden oder etwas ärgert und diese negativen Gefühle in einem wie auch immer gearteten Aktivismus kanalisiert? Hier ist die Grenze zum Toxischen leider öfter überschritten, als viele sich eingestehen wollen. Und leider haben es eben auch jene dauerempörten Charaktere an sich, dass sie – gerade aufgrund dieser Dauerempörung, dieses andauernden, für sich selbst wie fürs Umfeld anstrengenden Aufgeregt-Seins, selbst wohl oft gar nicht mehr reflektieren, wieso sie eigentlich politisch sind. Wer aus Frust Politik macht, merkt oft nicht, dass er dies tut. Und dies macht die Frustrierten für sich und andere mitunter so toxisch.
Toxische Destruktivität
Umgekehrt kann es für jene, die gestalten wollen, umso anstrengender sein, wenn sie vor den Wänden der Empörung stehen und für eine positive Vision von was auch immer werben. Wer Politik konstruktiv versteht – unabhängig betrachtet von der Ideologie, die diese Konstruktivität umrahmt –, der leidet zuweilen geradezu körperlich unter dem Toxin der Destruktivität, das ihm bei verschiedensten Fragen entgegenschlägt. Man mag sich einig sein in vielem, was man ablehnt, und das schweißt oft genug auch zu politischen Schicksalsgemeinschaften zusammen. Doch wie haltbar, wie stabil ist diese Einigkeit auf Dauer, wenn die Gründe für diese Ablehnung bereits psychologisch so unterschiedlich sind? Und wie sehr kommen sie erst zum Vorschein, wenn man denn – für viele vielleicht wider Erwarten – wirklich einmal Gestaltungsmacht hat? Was tun dann die Empörten? Gestalten sie mit? Stellen sie sich an den Rand und finden etwas Neues zum Meckern? Und wie gehen die Gestalter damit um? Fragen über Fragen.
Empörung ist zudem redundant. Viele ihrer Botschaften wiederholen sich (nicht selten begleitet von Hilflosigkeitsfloskeln wie „Unfassbar!“ oder „Unglaublich!“), werden immer wieder ausgesprochen, immer wieder neu, denn wer politisches aus Empörung artikuliert, dem geht es oft nicht darum, andere zu überzeugen oder auf Qualität und Neuheitswert der eigenen Argumente zu achten, sondern einfach selbst Dampf abzulassen. Durchaus eine psychologisch legitime Funktion politischer Publikumskommunikation, ohne Zweifel – doch am Ende wenig langfristig und nur in begrenztem Maße für konkrete Lösungen gewinnbringend. Die konstruktiven Gestalter reagieren irgendwann genervt von dem „Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem“-Phänomen, weil man zuweilen merkt, was bei manch einem wirklich hinter der Empörung steckt: Persönliche Frustrationen, die in politischen Gesinnungsgemeinschaften kommunikativ anschlussfähig werden, Bestätigung erhalten und dadurch zeitweilig Selbstwertgefühle aufbessern. Doch ist dies der abschließende Sinn politischer Betätigung? Schwerlich.
Konstruktivität in der Kommunikation
Der Gegensatz, oder sagen wir zumindest: die Dichotomie, von der hier die Rede ist, ist nicht nur auf der Makro-, sondern auch auf der Mikro-Ebene entscheidend, auf der psychischen Ebene. Je öfter man sich fragt, wieso man eigentlich politisch ist, wieso man eigentlich Politik machen will, desto häufiger stößt irgendwann auf diese Frage: Ist man primär gegen etwas und will man lediglich verhindern? Oder möchte man womöglich auch gestalten? Ist man politisch, weil man sich primär empört, aufregt, über jemanden oder etwas ärgert und diese negativen Gefühle in einem wie auch immer gearteten Aktivismus kanalisiert? Hier ist die Grenze zum Toxischen leider öfter überschritten, als viele sich eingestehen wollen. Und leider haben es eben auch jene dauerempörten Charaktere an sich, dass sie – gerade aufgrund dieser Dauerempörung, dieses andauernden, für sich selbst wie fürs Umfeld anstrengenden Aufgeregt-Seins, selbst wohl oft gar nicht mehr reflektieren, wieso sie eigentlich politisch sind. Wer aus Frust Politik macht, merkt oft nicht, dass er dies tut. Und dies macht die Frustrierten für sich und andere mitunter so toxisch.
Toxische Destruktivität
Umgekehrt kann es für jene, die gestalten wollen, umso anstrengender sein, wenn sie vor den Wänden der Empörung stehen und für eine positive Vision von was auch immer werben. Wer Politik konstruktiv versteht – unabhängig betrachtet von der Ideologie, die diese Konstruktivität umrahmt –, der leidet zuweilen geradezu körperlich unter dem Toxin der Destruktivität, das ihm bei verschiedensten Fragen entgegenschlägt. Man mag sich einig sein in vielem, was man ablehnt, und das schweißt oft genug auch zu politischen Schicksalsgemeinschaften zusammen. Doch wie haltbar, wie stabil ist diese Einigkeit auf Dauer, wenn die Gründe für diese Ablehnung bereits psychologisch so unterschiedlich sind? Und wie sehr kommen sie erst zum Vorschein, wenn man denn – für viele vielleicht wider Erwarten – wirklich einmal Gestaltungsmacht hat? Was tun dann die Empörten? Gestalten sie mit? Stellen sie sich an den Rand und finden etwas Neues zum Meckern? Und wie gehen die Gestalter damit um? Fragen über Fragen.
Empörung ist zudem redundant. Viele ihrer Botschaften wiederholen sich (nicht selten begleitet von Hilflosigkeitsfloskeln wie „Unfassbar!“ oder „Unglaublich!“), werden immer wieder ausgesprochen, immer wieder neu, denn wer politisches aus Empörung artikuliert, dem geht es oft nicht darum, andere zu überzeugen oder auf Qualität und Neuheitswert der eigenen Argumente zu achten, sondern einfach selbst Dampf abzulassen. Durchaus eine psychologisch legitime Funktion politischer Publikumskommunikation, ohne Zweifel – doch am Ende wenig langfristig und nur in begrenztem Maße für konkrete Lösungen gewinnbringend. Die konstruktiven Gestalter reagieren irgendwann genervt von dem „Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem“-Phänomen, weil man zuweilen merkt, was bei manch einem wirklich hinter der Empörung steckt: Persönliche Frustrationen, die in politischen Gesinnungsgemeinschaften kommunikativ anschlussfähig werden, Bestätigung erhalten und dadurch zeitweilig Selbstwertgefühle aufbessern. Doch ist dies der abschließende Sinn politischer Betätigung? Schwerlich.
Konstruktivität in der Kommunikation
Der Sinn politischer Betätigung ist es, Lösungen für Probleme des Gemeinwesens zu finden und dazu beizutragen, das Leben der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Das und nichts anderes sollte, ideell gesehen, der Sinn und Zweck politischer Betätigung sein. Dies setzt jedoch einen konstruktiven Gestaltungswillen voraus – der oft eher von jenen Personen kommt, die mit sich im reinen sind, die, mit anderen Worten, keine persönlichen Dämonen kanalisieren müssen. Leute, die konkrete Vorstellungen von einem „stattdessen“ haben, anstatt sich nur schimpfend im „dagegen“ zu verlieren. Nicht zum ersten Mal fordere ich deswegen oft von Kollegen das Konstruktivitätsprinzip in der Kommunikation ein: Sagt mir nicht nur, was ihr ablehnt und was ihr doof findet. Sagt mir, was ihr stattdessen tun / sagen / schreiben / umsetzen würdet. Erst dann können wir vernünftig in den Diskurs treten. Ohne dies ist jede politische Kommunikation letztendlich zum Scheitern verurteilt – oder beschränkt sich auf einen oberflächlichen, aber letztlich folgenlosen Austausch von hilflosen Empörungsfloskeln.
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