Die Grille
Ich kam mal wieder mit dem Taxi heim, circa 1 Uhr nachts. Nachdem es weg ist, halte ich nochmal kurz inne. Über mir ein lautloses Flugzeug, dessen Lichter man hoch am Himmel sieht. Sonst Stille und Leere in leeren nächtlichen Straßen um mich herum. Bis auf: Eine Grille. Ihr Zirpen ist lauter als das Flugzeug. Eigentlich seltsam, nicht wahr? Ein kleines, zerbrechliches Insekt, das irgendwo nachts zirpt, ist lauter als eine gewaltige, von Menschen gefüllte Maschine, die pure Kraft und Macht verkörpert. Ein kleiner Moment, in dem Natur subtil über die Technologie triumphiert, ihr zeigt: Hier bin ich und hier bleibe ich. Zirp, zirp. Ätsch. Zugleich ein Moment, in dem ich gerne innehalte und den ich genieße. Ein Moment der vollkommenen Ruhe – mitten in der Stadt. Das regelmäßige Zirpen wirkt beruhigend, wie das sanfte, gleichmäßige Ticken einer Uhr. Eine Art Herzschlag, der zaghaft und freundlich das Leben präsentiert, das noch so um einen herum ist. Ohne Gegröhle, Geschrei, Gehupe, Motore...